In beeindruckender, aber ungewohnter Kulisse für eine Bank hat die Sparkasse Salem-Heiligenberg als älteste Sparkasse Deutschlands ihren 275. Geburtstag begangen. „Mir war es wichtig, das Jubiläum an dem Ort zu feiern, wo die Sparkasse gegründet wurde“, wandte sich der Vorstandsvorsitzende Hubertus Endres im Salemer Münster an die geladenen Gäste. Nach einem geschichtlichen Abriss über die Entstehung und Entwicklung der sprichwörtlich aus der Not geborenen Waisenkassa ging der Sparkassendirektor auf die fundamentalste Änderung ein: Wo früher eine Truhe für die Aufbewahrung der Taler genügt habe, verlagere sich heutzutage immer mehr ins Digitale. Dabei hob er die Bedeutung der Arbeit der vielen aktuellen und ehemaligen Mitarbeiter hervor. „Aus dem Gründungsjahr scheint keiner mehr dabei zu sein“, scherzte Endres – als überraschend Abt Anselm II. den Altarraum betrat.

Ist es die echte Geldkassette aus den Anfängen der Waisenkasse, die in der Sparkassenhauptstelle ihren Platz hat, oder doch eine Replik ...
Ist es die echte Geldkassette aus den Anfängen der Waisenkasse, die in der Sparkassenhauptstelle ihren Platz hat, oder doch eine Replik aus dem Kloster? Die Gästeführerin kann es spontan nicht sagen, doch Bernhard Markgraf von Baden (links) und Dekan Peter Nicola erfreuen sich in jedem Fall daran. | Bild: Altmann, Miriam (Extern)

Selbst Abt Anselm II. gibt sich die Ehre

„Ich bin‘s“, grüßte der Schauspieler und Kabarettist Uli Boettcher in der Rolle des Klostervorstehers und Sparkassengründers. Überzeugend und humorvoll erzählte er als Abt Anselm II. von seinem Werdegang – „nicht, weil ich wichtig bin, aber weil ich wichtig war“. Als eine seiner großen Errungenschaften hob er den Bau der Wallfahrtskirche Birnau in nur vier Jahren hervor: „Mancher Erbauer moderner Bahnhöfe und Flughäfen könnte sich daran ein Beispiel nehmen“, kommentierte er augenzwinkernd.

Sein 60 Meter hoher Turm auf dem Dach des Salemer Münsters samt 16 Glocken habe jedoch wieder abgebaut werden müssen, wie Dekan Peter Nicola im Zwiegespräch anmerkte: „Der Turm hat zu sehr gewackelt“, monierte der aktuelle Hausherr der Pfarrkirche. „Sie hätten doch ahnen können, dass über 200 Jahre später ein glockenverrückter Pfarrer kommt“, bedauerte Nicola die Tatsache, dass er sich mit fünf Glocken zufriedengeben muss.

Markgraf und Sparkassenverbandspräsident würdigen Geschichte

Bernhard Markgraf von Baden als Vorsteher eines evangelischen Hauses erinnerte daran, dass seine Vorväter im Gegensatz zu Napoleon behutsam vorgegangen seien: „Das Erhaltenswerte wurde weiterentwickelt und in zukunftsfähige Strukturen überführt.“ Als er geboren worden sei, habe Baron Hornstein die Ämter des Hofmarschalls, des Bürgermeisters sowie des Sparkassenchefs verkörpert. „Ein Musterbeispiel eines schlanken Beamtenapparats“, scherzte der Markgraf.

Peter Schneider würdigte als Präsident des Sparkassenverbands Baden-Württemberg die Leistungsfähigkeit und die Gemeinwohlorientierung der Sparkasse Salem-Heiligenberg: „Sie sind berechtigt stolz auf die beeindruckende Geschichte und wir in Baden-Württemberg sind stolz auf Sie.“ Zwar werde die Zukunft neue Herausforderungen bringen, doch als starker Wirtschaftsförderer, verlässlicher Steuerzahler und bedeutender Stifter werde das kleine Haus diese Schritte meistern.

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Bürgermeister lenkt Blick auf die Zukunft

Bürgermeister Manfred Härle griff die Verbindung von Tradition und Fortschritt auf: „Seit 275 Jahren ist die Sparkasse integraler Bestandteil unserer Region und hat unzähligen Menschen geholfen, ihre Ziele zu erreichen und ihre Träume zu verwirklichen.“ Ein Wettstreit über die meisten Statussymbole, womit die Sparkasse in den neunziger Jahren warb, sei heute jedoch nicht mehr zeitgemäß. Somit müsse sich die Institution stets anpassen und weiterhin ihre soziale Verantwortung wahrnehmen. „Wir wollen immer einen Cent klüger sein als die anderen Banken“ schloss Härle als Verwaltungsratsvorsitzender der Sparkasse.

In Kleingruppen erleben die Gäste die Sonderführung.
In Kleingruppen erleben die Gäste die Sonderführung. | Bild: Altmann, Miriam (Extern)