Die Donaueschinger Real-Filiale ist Geschichte. Nachdem die Real GmbH im September 2023 Insolvenz angemeldet hatte, stand seit November die Schließung von „Mein Real“, wie die Supermarktkette seit Sommer 2022 heißt, in Donaueschingen fest.

Weder Rewe noch Edeka oder Kaufland konnten als Nachfolger für den Markt gewonnen werden. Er gehörte somit zu den 45 Märkten, die bis Ende März geschlossen werden sollten. Im Februar startete schließlich der Ausverkauf. Seit diesem Wochenende ist die Filiale geschlossen.

Nachnutzung noch völlig unklar

Doch was wird nun aus dem Gebäude in der Bregstraße? „Da es sich bei unserem Standort in Donaueschingen um eine angemietete Fläche handelt, können wir zu möglichen Plänen des Eigentümers keine weiteren Aussagen tätigen“, schreibt dazu „Mein Real“ auf Anfrage des SÜDKURIER.

Auch die Stadt Donaueschingen gibt an, keine weiteren Informationen zur Zukunft der Immobilie zu haben und verweist auf den Grundstückseigentümer, den der SÜDKURIER jedoch nicht ausfindig machen konnte.

Rathaussprecherin Beatrix Grüninger zeigt sich jedoch zuversichtlich, „dass für die Nutzung des attraktiven Standortes in einem so zentralen Versorgungsgebiet eine gute und passende Lösung gefunden wird“.

Die Stadt leiste hierbei „intensive Unterstützungsarbeit.“ Von einem dauerhaften Leerstand der Filiale geht die Verwaltung laut Grüninger nicht aus, da der Bebauungsplan an dieser Stelle „viele Möglichkeiten für eine zukunftsfähige Lösung“ biete.

Bebauungsplan könnte angepasst werden

Sollte sich ein Investor dazu entscheiden, das Gebäude abzureißen und etwas Neues auf dem Gelände zu bauen, sei das im Rahmen des Bebauungsplans natürlich eine Möglichkeit, sagt Oberbürgermeister Erik Pauly.

Gegebenenfalls könne der Bebauungsplan dafür auch geändert werden, sofern der Gemeinderat zustimme.

Diese Überlegungen sind jedoch rein hypothetisch, denn Details zur Nachnutzung sind Pauly nach eigener Aussage nicht bekannt. „Aus städtischer Sicht würde ich aber sagen, dass das ein attraktiver Standort ist, der sicher zeitnah eine Nachnutzung finden wird. Ich da sehe da noch keinen Grund zur Sorge.“

Hat sich das Modell Real überlebt?

Angesichts der Insolvenz der Supermarktkette stellt sich zugleich die Frage, wie zukunftsfähig Geschäftsmodelle wie das von Real noch sind. Eine eindeutige Antwort darauf sieht Konstantinos Grammatikopoulos, Gewerkschaftssekretär beim Verdi-Landesfachbereich Handel in Baden-Württemberg, nicht: „Manche würden jetzt sagen, es war zu wenig Zeit“, sagt der Handels-Experte mit Blick auf die Anpassungen, die mit der Umbenennung der Märkte von „Real“ in „Mein Real“ im Sommer 2022 einhergingen.

„Andere würden jetzt sagen: Es spricht doch einiges dafür, dass das Modell nicht zukunftsfähig ist, denn es gab ja diverse Rettungsversuche“, so Grammatikopoulos. Demnach scheine es sich zu bewahrheiten, dass ein Konzept mit so großer Verkaufsfläche, meist etwas außerhalb der Innenstädte und mit einer Mischung aus Lebensmitteln und Non-Food-Artikeln tatsächlich für die Zukunft nicht funktionieren kann.

Grammatikopoulos selbst schließt sich dieser Analyse an, jedoch mit Einschränkungen: „Eventuell wären weitere Anpassungen und etwas mehr Zeit notwendig gewesen, um zu schauen, ob es doch funktionieren kann.“

Anpassungen und Zeit hätten eventuell helfen können

Als Gegenbeispiel nennt der Handels-Experte einige Kaufland-Filialen: Auch hier gebe es eine Mischung aus Lebensmitteln und einem dauerhaften Sortiment anderer Kaufartikel. Doch im Vergleich zu Real sei die Verkaufsfläche deutlich kleiner.

„Möglicherweise hätte es geholfen, die Verkaufsfläche zu reduzieren, sich mehr auf den Food-Bereich zu konzentrieren. Aber das sind alles so Was-wäre-wenn-Aussagen und mit Vorsicht zu genießen.“

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Grundsätzlich spricht aus Grammatikopoulos‘ Sicht aber vieles dafür, dass das Konzept von Real wirklich problematisch für die Zukunft ist. „Das Einkaufsverhalten hat sich stark geändert. Ich erinnere mich zum Beispiel daran, dass es in meiner Kindheit ein Highlight war, einmal im Monat zu Real rauszufahren. Da hatte man alles auf einer Verkaufsfläche und es hat funktioniert.“

Mittlerweile achteten Kundinnen und Kunden aber mehr darauf, wo sie welchen Artikel am besten bekommen – entweder aufgrund einer bestimmten Marke oder des besseren Preises. Zugleich mache es der Online-Handel Unternehmen wie Real und Galeria Kaufhof natürlich nicht einfach.

Discounter und Drogerien sind erfolgreicher

Discounter wie Aldi und Lidl können laut Grammatikopoulos deshalb weiterhin mit einem Mischangebot aus Lebensmitteln und Non-Food-Artikeln punkten, weil sie – anders als Real – auf Aktionswaren setzen.

Drogerien wie DM und Rossmann seien wiederum sehr viel spezialisierter in ihrem Sortiment. „Bei Real konnte man dagegen von Waschmaschinen über Fahrräder und Fernseher bis zu Klamotten alles kaufen.“ Die Verkaufsfläche musste somit deutlich größer sein.

Die Beschäftigten müssten sich nun schnellstmöglich umorientieren, so der Gewerkschaftssekretär – egal ob im Handel oder in einer anderen Branche, wie er es bei den Mitarbeitenden von Galeria Kaufhof vielfach beobachte. „Aber wenn man sein halbes Leben im Handel gearbeitet hat, macht es das natürlich nicht einfacher.“