Hüfingen-Behla – Fast alle Autofahrer, die einmal aus dem Raum Villingen-Schwenningen oder Donaueschingen Richtung Schweizer Grenze fuhren, kennen Behla. Liegt der Hüfinger Stadtteil doch an der B 27, der viel befahrenen Nord-Süd-Achse parallel zur Autobahn 81, die mitten durch den Ort führte. Hier wohnen viele junge Familien, es gibt auch einen Kindergarten. Und mit seinen vielen florierenden Gewerbebetrieben trägt Behla spürbar zum wirtschaftlichen Wohlstand Hüfingens mit bei.

Jahrelang kämpften die Dorfbewohner für eine Umfahrung der stark frequentierten B27 mit dem zahlreichen Schwerverkehr. Und lange vor Einweihung der Umfahrung am 19. Dezember 2018 wuchs der Wunsch, die Lebensqualität im Ort durch einen Dorfmittelpunkt zu erhöhen. Der Dorfmittelpunkt sei schon während der letzten Bürgermeisterwahl ein Thema gewesen, schildert Gerhard Hauser, der schon 15 Jahre Ortschaftsrat ist. Schon während des Baus der Umfahrung sei für sie klar gewesen, dass man danach „sofort mit der Planung starten muss“. Um den lang gehegten Wunsch erneut deutlich zu machen, lud Ortsvorsteher Christoph Martin vor Kurzem alle Ortschaftsräte und die Vereinsvorstände zu einem gemeinsamen Pressetermin ein.

Es gebe schon einen ersten Vorentwurf des Büros Kuberczyk aus Villingen-Schwenningen für den Platz zwischen der Rathaus-Rückseite und den Häusern Römerstraße 20 und 20a, so der Ortsvorsteher. Der Vorentwurf zeigt unter anderem Bäume, Spiel- und Sitzmöglichkeiten. Bei den Vereinen bestehen noch verschiedene Vorstellungen, so müsse der Dorfmittelpunkt flexibel nutzbar sein, zum Beispiel auch für ein Fest. Als Dorfzentrum denkbar wäre aber auch der Platz zwischen dem Rathaus und dem Gasthaus Sternen, der viel Flair aufweist. In diesem Zusammenhang gibt es auch die Überlegung, für die benachbarte Kirche eine Beleuchtung zu installieren.

Ein weiteres Anliegen ist dem Ortschaftsrat und den Vereinen, dass der nach der Wettizunft benannte Wettibrunnen oder ein neuer Narrenbrunnen in die Dorfmitte integriert wird. Der jetzige Brunnen dümpelt abseits in einer Nebenstraße zwischen landwirtschaftlichen Geräten und Betonmischern vor sich hin, ein Ambiente, das für Kinder zu gefährlich sei, um hier den Fasnet-Auftakt zu feiern, berichtet Ortschaftsrätin Susanne Krause-Sittnick, zugleich Schriftführerin im Narrenverein. Dabei tritt gerade auch die Wettizunft werbewirksam für Behla auf. Bei dem Narrentreffen 2023 zum 50-jährigen Bestehen der Zunft sei es unglaublich gewesen, wie viele Dorfbewohner mitgearbeitet und zu dem großen Erfolg beigetragen hätten. „Wir haben viel Lob von Besuchern erhalten, dass so ein kleiner Ort so ein Fest auf die Beine stellen kann“, erklärt Susanne Krause-Sittnick.

Ortsvorsteher Christoph Martin ist stolz auf seinen Heimatort mit dem Ortschaftsrat und den Vereinen, in denen ehrenamtliches Engagement für das Gemeinwohl „vorbildlich gelebt wird“, wie er es ausdrückt. Allein die Feuerwehr hat mehr als 50 Aktive, freut sich Abteilungskommandant Ralf Bogenschütz, jeder elfte Bewohner engagiert sich dort. Auch der Musikverein hat circa 50 Aktive, dazu kommt die Bläserjugend mit weiteren 27 jungen Muikern, die zum Teil schon im großen Orchester mitspielen, erklärt der Vorsitzende Tobias Vetter. Ähnlich groß ist auch das Engagement bei den Landfrauen und im Narrenverein.

Die Vereine sind attraktiv, stellt Susanne Krause-Sittnick fest: „Man merkt es auf jeder Versammlung, dass sich junge Leute engagieren.“ Und: „Die Vereine schaffen gut zusammen, wir haben eine intakte Dorfgemeinschaft.“ Das zeigte sich kürzlich bei der Pflanzentauschbörse der Landfrauen vor dem Rathaus, die gut besucht war, zur Freude von Organisatorin Leonie Bäurer. Christoph Martins Hauptanliegen ist, dass das Thema Dorfmittelpunkt endlich vorangetrieben wird. Gerhard Hauser, dienstältester Ortschaftsrat, bringt es auf den Punkt: „Wir erwarten sehnlichst, dass der Vorentwurf gemeinsam weiterentwickelt wird, mit allen Vereinen und dem Ortschaftsrat.“

Eines wird auf dem Pressetermin klar: Die ganze Dorfgemeinschaft zieht an einem Strang. Die Anwesenden und ihre Teams sind bereit, erneut Eigenleistungen in spürbarem Maß zu erbringen, wie sie das unter anderem schon beim Umbau des Jugendraums im Rathaus bewiesen haben, betont der stellvertretende Ortsvorsteher Benjamin Schnaitter. Die Feuerwehr habe mit Unterstützung aus dem Ort den Platz rund um ihr Gerätehaus in Eigenleistung gerichtet, sagt Ortschaftsrat Markus Vetter. In Eigenengagement erstellte Dorfbewohner Edwin Buhl auch das beliebte Mitfahrbänkle vor dem Rathaus.

Wer in Behla wohnt, fühlt sich ortsbezogen: Viele, die aus verschiedenen Gründen den Ort verließen, zum Beispiel zum Studieren, kämen später wieder zurück. Hier gebe es keine Stadtflucht wie in anderen kleineren Orten im ländlichen Raum, betont Schnaitter. Sicher trägt dazu auch der Musikverein bei, dessen erster Marsch den Titel hat: „Jugend ist Zukunft“.