Eingeschränkte Öffnungszeiten, weniger Service oder schmaleres Angebot – und am Ende stehen womöglich Firmenexistenzen auf dem Spiel: Der Mangel an Azubis und späteren Fachkräften schwächt so manchen Branche spürbar. Ob Gastronomie, Handwerk oder Pflegeheime: Sie brauchen junge Leute, die anpacken wollen.

Und die kommen inzwischen sogar von weither, von der anderen Seite der Erde. So berichtet die Wirtschaftsförderung Schwarzwald-Baar-Heuberg (Wifög) jetzt von einem Vermittlungserfolg der regionalen Fachkräfteallianz: Vier junge Indonesier haben eine Ausbildung bei der Metzgerei Haller in VS-Schwenningen begonnen.

Gut angekommen in Deutschland

Nach nur einer Woche bei der Metzgerei Haller fühlen sich laut Pressemitteilung Agil Prastiyo, Erni Wulandari, Fitri Sugiarti und Rizky Maulana schon sehr wohl in ihrem Ausbildungsbetrieb.

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Demnach hätten die Unternehmerfamilie Schmidt und alle Mitarbeitenden sie sehr freundlich empfangen, sie fühlten sich jetzt schon als Teil der Familie und es werde ihnen viel beigebracht. Und von den modernen Produktionsanlagen seien sie beeindruckt – so hätten sie sich das gar nicht vorgestellt.

Schon viele gute Erfahrungen gemacht

Auch Claudia und Werner Schmidt, Eigentümer des Familienbetriebs Haller, äußern sich in der Mitteilung sehr zufrieden mit diesen ersten Tagen. Sie hätten die zwei jungen Frauen und zwei jungen Männer als sehr freundlich, pünktlich und interessiert kennengelernt.

Die Neuzugänge aus Südostasien werden nun an den Standorten Villingen, Dauchingen und Schwenningen eingesetzt, teilen die Metzgereieigentümer laut Wifög mit. Die Mitarbeitern würden sich engagiert um die neuen Kollegen bemühen. Und man könne bereits sagen, dass sich der Mehraufwand gelohnt habe.

Mobilität ist ein Problem

Dennoch gebe es noch Herausforderungen. Probleme gebe es mit der Mobilität, konkret müssten die jungen Leute mit dem öffentlichen Nahverkehr erstmal klarkommen. Im Sommer sollten aber verstärkt die Fahrräder genutzt werden können.

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Und wie ist die Anwerbung der Azubi-Einsteiger aus Indonesien überhaupt eingefädelt worden? Die Zusammenarbeit zwischen der Metzgerei und der bei der Wifög angesiedelten Projektleiterin, Nurul Aini, hatte laut Pressemitteilung bereits im vergangenen November begonnen.

Regionale Wirtschaftsförderung

Deutsche Ausbildung als einmalige Chance

Laut Nurul Aini biete eine Ausbildung in Deutschland und insbesondere in der Industrieregion Schwarzwald-Baar-Heuberg „eine einmalige Chance für die jungen Indonesier“. Im Fokus stehe natürlich die Langfristigkeit. „Ziel ist es, dass die Fachkräfte nach der abgeschlossenen Ausbildung hier bleiben.“

Unterstützt werde die Wifög in diesem Projekt aus der regionalen Fachkräfteallianz: den Wirtschaftskammern, der Arbeitsagentur, den Kreishandwerkerschaften und dem Welcome Center.

Zertifizierte Deutschkenntnisse

„Auf indonesischer Seite garantieren wir ein zertifiziertes Deutschniveau auf der Stufe B1 bis B2. Alle jungen Indonesier schließen zudem die zwölfte Stufe der High School ab“, wird Nurul Aini zitiert. Dazu kämen interkulturelle Trainings zu Gepflogenheiten der deutschen Lebens- und Arbeitswelt.

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„An einem kurzfristigen Projekt haben wir kein Interesse“, wird Wifög-Geschäftsführerin Henriette Stanley zitiert. „Junge Menschen verlassen ihre Heimat, um sich hier in der Region eine Zukunft aufzubauen – das verdient unsere Anerkennung und Unterstützung. Sie füllen hier Ausbildungsplätze, die wenig nachgefragt werden, sind also eine echte Bereicherung für unseren Arbeitsmarkt. Gleichzeitig bieten unsere Unternehmen diese tolle Chance und betreuen, wie bei der Metzgerei Haller, die Azubis sehr engmaschig.“

Wie erfolgreich so etwas funktionieren kann, zeigt das Gasthaus Staude bei Gremmelsbach. Dort in einem gutbürgerlichen Schwarzwälder Gastrobetrieb arbeiten unter anderem Indonesier im Service. Beispielsweise kamen zwei Indonesier durch die Eigeninitiative der Gaststätten-Inhaber nach Deutschland, vermittelt über die Agentur Aulid, und haben hier eine Ausbildung aufgenommen.