Wer sich im Tuttlinger Restaurant LaVie angesichts der großen Auswahl an gut-bürgerlichen Gerichten nicht entscheiden kann, dem kann es herzlich egal sein, was er bekommt – im wahrsten Sinne des Wortes.

Auf der Karte finden sich unter „Schwabenecke“ kulinarische Klassiker wie Schniposa, Zwiebelrostbraten, Linsen mit Spätzle oder Maultaschen. Unter der Nummer 462 wird es dann ungewöhnlich: Hier steht geschrieben: „EGAL. Ein Überraschungsgericht – was der Küche gerade einfällt: 14,80 Euro“.

Schwarz auf Weiß: Egal für 14,80 Euro.
Schwarz auf Weiß: Egal für 14,80 Euro. | Bild: Schuler, Andreas

Was gibt‘s heute? Egal.

An diesem Abend hat sich eine mehrköpfige Gesellschaft angekündigt und Schweinebraten für alle vorbestellt. „Da bereiten wir zur Sicherheit immer mehr zu“, erklärt Restaurantchefin Veronika Trettner, „und wenn dann am Tag danach jemand ‚Egal‘ bestellt, gibt es Schweinebraten, wenn etwas übrig geblieben sein sollte. Das ist nachhaltig, denn wir wollen keine guten Lebensmittel wegwerfen.“

Auch das war dieser Tage Egal im La Vie: Schweinebraten mit Bratkartoffeln und Gemüse.
Auch das war dieser Tage Egal im La Vie: Schweinebraten mit Bratkartoffeln und Gemüse. | Bild: LaVia

Doch nicht der Schweinebraten vom Vortag ist „Egal“: Was auch immer Koch Folke Hoffmann in seiner Küche findet, ist eine potenzielle Zutat für das immer beliebtere Gericht. „Wir haben mittlerweile viele Stammgäste, die fast immer ‚Egal‘ bestellen. Und auch neue Gäste wollen sich immer öfter überraschen lassen“, sagt Veronika Trettner. So ganz ohne Mitspracherecht sind die Konsumenten jedoch nicht: Sie können zwischen Fleisch oder einem vegetarischen Gericht entscheiden.

Das könnte Sie auch interessieren

Auf die Idee kam Veronika Tretter schon vor rund 18 Jahren. „Viele Gäste haben immer wieder geantwortet, wenn ich sie nach ihrem Wunsch gefragt habe: ‚Ach egal, mach einfach irgendetwas.‘ So ist das dann entstanden.“

Seit 16 Jahren gibt es nun Egal auf der Speisekarte und seit einigen Wochen sorgt dieses ungewöhnliche Gericht landesweit für Aufsehen, zahlreiche Medien berichten darüber. „Es kommen immer mehr Menschen, nur um das mal auszuprobieren“, sagt Veronika Tretter. Und so wurde aus der mangelnden Entscheidungsfreudigkeit ihrer Gäste ein absoluter Renner.

Das könnte Sie auch interessieren

Generation Z: Junge Menschen leiden immer öfter unter „Speisekarten-Angst“

Während die einen einfach nicht wissen, was sie essen wollen, führt diese Frage bei anderen zu größeren Sorgen. Junge Menschen empfinden einer Studie der Marktforschungsagentur OnePoll zufolge immer häufiger Angst oder Stress, wenn es um die Auswahl der Speisen im Restaurant geht. Dieses Phänomen wird „Speisekarten-Angst“ genannt und betrifft vor allem die Generation Z (Geburtenjahrgänge 1997 bis 2012. Ein Besuch im LaVie in Tuttlingen könnte hier Abhilfe schaffen.

LaVie-Chefin Veronika Trettner nennt aber noch einen weiteren Grund, warum immer mehr Gäste „Egal“ bestellen: „Neulich hat ein Herr gesagt: ‚Daheim muss ich ja auch immer das essen, was mir meine Frau auftischt und das ist auch immer gut.‘“