Auf dem Gemeindegebiet von Pfullendorf liegen zwei Vorranggebiete für Windräder, wobei die vom Regionalverband Bodensee-Oberschwaben (RVBO) ausgewiesene Fläche drei Prozent der Gemarkungsfläche beträgt. Betroffen ist vor allem der Ortsteil Mottschieß, weil die beiden Vorranggebiete im Norden und Osten sehr nahe an der Wohnbebauung liegen. So verwundert es nicht, dass der Ortschaftsrat einen Standort komplett ablehnt und bei der zweiten Fläche, im „Pfullendorfer Hölzl“ Richtung Ostrach, eine Reduzierung der dort geplanten 15 Windräder fordert. Investor dieser Anlagen ist die Firma Ostwind, die seit 2022 zum Kopenhagener Energieunternehmen Ørsted gehört. Im November 2023 hatte das Unternehmen in Ostrach einen Informationsabend veranstaltet, weil sich besonders aus Magenbuch heftiger Widerstand gegen die Pläne formiert hat.

Gemeinderat verabschiedet Stellungnahme

In seiner Sitzung am Donnerstag beschäftigte sich der Pfullendorfer Gemeinderat mit der Stellungnahme der Stadt zu den Flächen, die von Bauamtsleiterin Nadine Rade erläutert wurden. Überrascht sei man, dass der Regionalverband keine vorgeschlagene Änderung zum Teilregionalplan Energie für Pfullendorf berücksichtigte, obwohl man die Planung zwei Mal übermittelt habe. Die Stadt bekräftigt, dass man einen Beitrag zur Energiewende leisten und das Flächenziel von 1,8 Prozent für Windradstandorte erbringen wolle.

Vor einem Jahr skizzierte SÜDKURIER-Karikaturist Stefan Roth die Situation.
Vor einem Jahr skizzierte SÜDKURIER-Karikaturist Stefan Roth die Situation. | Bild: Stefan Roth

Allerdings müsse beachtet werden, dass bestimmte Gebiete nicht überbelastet würden, was für Mottschieß der Fall wäre. Mottschieß werde im Prinzip „umzingelt“, erklärte Rade, wobei der Regionalverband stets versichert habe, solche Konstellationen zu vermeiden.

Ortsvorsteher von Mottschieß begründet Ablehnung

Auch deshalb lehne der Ortschaftsrat Mottschieß die Pläne ab, meldete sich Ortsvorsteher Erich Greinacher zu Wort. Er zeigte sich verwundert, dass in einem ersten RVBO-Entwurf eine 400 Hektar große Fläche nur optional aufgeführt wurde, nunmehr aber als Vorrangfläche ausgewiesen wird. Zudem weise der Verband 2,5 Prozent Fläche beziehungsweise 8500 Hektar aus, und damit mehr als die geforderten 1,8 Prozent, sodass man insgesamt 2400 Hektar streichen könnte. Der Ortschaftsrat hat eine eigene Stellungnahme verfasst, die in die Stellungnahme der Stadt aufgenommen wurde. „Damit unterstützen wir die Forderung von Mottschieß“, machte Bürgermeister Ralph Gerster deutlich.

Forderung der Stadt: 1000 Meter Mindestabstand

Ausdrücklich wurde in die Stellungnahme der Stadt die Forderung aufgenommen, dass bei einer Nicht-Herausnahme solch verdichteter Flächen wie in Mottschieß durch den RVBO, der Abstand zwischen Wohnbebauung und Windrad mindestens 1000 Meter betragen muss.

In Hilpensberg sind schon drei Windräder in Betrieb und vier weitere Anlagen sollen gebaut werden.
In Hilpensberg sind schon drei Windräder in Betrieb und vier weitere Anlagen sollen gebaut werden. | Bild: Volk, Siegfried

Auch beim Vorranggebiet in Hilpensberg sieht die Stadt große Probleme, besonders beim Artenschutz aufgrund des großen Rotmilanvorkommens. Es gebe in den Wäldern viele Horststandorte, die für die Population bedeutend seien. Dieser Sachverhalt sollte nochmals genauestens überprüft werden, heißt es in der Stellungnahme. Abgelehnt wird zudem die von der Gemeinde Heiligenberg beantragte Erweiterung des Vorranggebietes, das an die Gemarkung Pfullendorf grenzt. Einstimmig billigte der Gemeinderat die Stellungnahme an den RVBO.