Ende März sorgte ein 73-jähriger Autofahrer bei der Donaueschinger Polizei für einen Einsatz: In Schlangenlinien war er zwischen Hüfingen und Donaueschingen unterwegs gewesen, bevor er schließlich durch einen Zeugen bis zum Eintreffen der Polizei angehalten werden konnte.

Diese konnte zwar feststellen, dass der Mann deutlich zu viel Alkohol getrunken hatte, jedoch war er dadurch nicht mehr in der Lage, einen Atemalkoholtest zu absolvieren. Nach einer Blutprobe durch den Arzt ist der Fahrer nun seinen Führerschein los.

Kein Einzelfall

Solche Fälle von betrunkenen Autofahrern gibt es immer wieder, wie ein Blick auf die Statistik zeigt: 1056 Trunkenheitsfahrten wurden im Bereich des Polizeipräsidiums Konstanz 2023 gezählt. Betroffen sind dabei deutlich mehr Männer als Frauen. Und nicht immer bleibt es bei einer einmaligen Trunkenheitsfahrt im unteren Promillebereich.

Das weiß auch Holger Urbainczyk von der Fachstelle Sucht des Baden-Württembergischen Landesverbandes für Prävention und Rehabilitation (bwlv): „In der Regel gehen Gutachter davon aus, dass ab einem Promillewert von 2,0 ein starker Missbrauch vorliegt bis hin zur Abhängigkeit.“

Das könnte Sie auch interessieren

Während viele Menschen mit mehr als zwei Promille nicht einmal mehr laufen können, schaffen andere es trotz eines starken Alkoholkonsums dennoch Auto zu fahren. Das erklärt Holger Urbainczyk damit, dass zum einen der Alkoholpegel so hoch sein kann, dass die Betroffenen gar nicht mehr wissen, was sie machen.

Zum anderen ist es oftmals auch so, dass über einen langen Zeitraum keine Unfälle passieren und dies als Grund genommen wird, trotz Trunkenheit hinters Steuer zu sitzen. „Das fängt mit 0,5 Promille an und steigert sich dann immer weiter. Wenn so lange nichts passiert, dann sehen die Betroffenen auch wenig Grund, nicht betrunken zu fahren“, so Holger Urbainczyk.

Süchtige sind an Alkohol gewöhnt

Dabei verweist er auf den Gewöhnungseffekt. Denn wer tatsächlich eine Alkoholsucht entwickelt hat und an Alkohol gewöhnt ist, wird eine solch hohe Toleranzgrenze haben, dass er auch mit hohem Alkoholgehalt im Blut noch Auto fahren wird und das ohne ein wirkliches Bewusstsein darüber, wie viel Alkohol er bereits getrunken hat.

Jedoch lassen sich laut Holger Urbainczyk zwei Gruppen abgrenzen, wenn es darum geht, betrunken Auto zu fahren. Er sieht zum einen junge Leute, die am Wochenende regelmäßig feiern gehen und dadurch an einen hohen Alkoholpegel gewöhnt sind. Dann ist es meist eine Kurzschlussreaktion noch Auto zu fahren.

Das könnte Sie auch interessieren

Zum anderen sind vor allem Menschen über 30 Jahren gefährdet, alkoholabhängig zu werden. Diese seien sich oft bewusst darüber, was sie machen, hätten aber eine fehlende Hemmschwelle, das Auto stehenzulassen, so Holger Urbainczyk. „Manche, die abhängig sind, fahren sogar täglich mit einer hohen Promillezahl.“

Angebot für Promillesünder und Süchtige

Für diejenigen, die sich ihrer Sucht bewusst sind, bietet die Fachstelle Sucht verschiedene Therapiemaßnahmen, wie ambulante und stationäre Therapien, Selbsthilfegruppen und Beratung an. Wurde bei einer solchen Trunkenheitsfahrt der Führerschein abgenommen, werden die Betroffenen mit einem Vorbereitungskurs auf die Medizinisch-Psychologische Untersuchung, kurz MPU, vorbereitet.

Diese ist ab einer Fahrt mit mindestens 1,6 Promille vorgeschrieben. „Das soll dazu dienen, sich mit dem Alkoholkonsum auseinanderzusetzen, über die Trinkmotive zu sprechen und die Hintergründe dessen aufzuarbeiten“, so Holger Urbainczyk.

Das könnte Sie auch interessieren

Damit es gar nicht erst zu einer Sucht kommt, setzt die Suchtberatungsstelle auf Aktionen zu diesen Themen in den Schulen. Auch die Polizei verfolgt diesen Ansatz, bereits junge Menschen über die Folgen von Alkoholmissbrauch aufzuklären und geht mit Präventionsprogrammen an Schulen, um dort gezielt junge Fahrer anzusprechen, wie Daniel Brill vom Polizeipräsidium Konstanz mitteilt.

Außerdem werden regelmäßig gezielte Verkehrskontrollen vorgenommen, um die Verkehrsgefahren durch Trunkenheitsfahrten zu verringern. Zudem finden verschiedenen Präventionsveranstaltungen statt.