Überlingen – Zu Tode betrübt und himmelhochjauchzend, so beschreibt man gern extreme Stimmungsschwankungen. Nie passen die Begriffe besser als am Osterfest mit seiner vorausgehenden Karfreitagstrauer und der folgenden Auferstehungseuphorie. Und sie dominieren auch die kirchlichen Angebote an diesen Feiertagen. Der Auftakt ist mit dem Palmsonntag gemacht. An das letzte Abendmahl Jesu – von Leonardo da Vinci in seinem berühmten Mailänder Gemälde festgehalten – erinnern die Andachten und Gottesdienste am Gründonnerstag. Die evangelische Kirche feiert zwei Mal ein sogenanntes Tischabendmahl. Um 17 Uhr im Paul-Gerhardt-Haus am Burgberg und um 19 Uhr in der Johanneskirche in Owingen. Eine Gründonnerstagsliturgie gestaltet das Vokalensemble am Überlinger Münster um 19.30 Uhr mit diversen Chorwerken. Eine Trauermette am Vorabend des Karfreitags schließt sich mit gesungenen Klageliedern des Propheten Jeremia an.

Für die evangelische Kirche besonders wichtig ist der Abendmahlgottesdienst, der am Karfreitag um 10.30 Uhr in der Auferstehungskirche beginnt. Am Nachmittag folgt eine Passionsmusik. Es muss nicht immer Bach sein. Auch der früher lebende Hamburger Kirchenmusiker und Komponist Thomas Selle (1599 bis 1663) hat die Leidensgeschichte Jesu nach dem Evangelium des Johannes vertont. Mit dem Heinrich-Schütz-Vocalensemble und dessen Solisten sowie den Instrumentalisten des Heinrich-Schütz-Consorts ist das Werk unter Leitung von Kirchenmusikdirektor Thomas Rink am Karfreitag zwei Mal zu hören. Beginn ist um 15 Uhr und um 18 Uhr.

Auch der Chor des Überlinger Münsters gestaltet die Karfreitagsliturgie um 15 Uhr mit einer Johannespassion. Die wesentlich jüngere Komposition von Wolfram Menschick (1937 bis 2010) wird unter Leitung von Kirchenmusikdirektorin Melanie Jäger-Waldau um Motetten erweitert. Die katholische Münstergemeinde feiert die Osternacht wie gewohnt am Samstagabend ab 20.30 Uhr mit Kantorengesängen und festlicher Orgelmusik. Und auf dem Platz vor der Kirche lodert das Osterfeuer.

Nach einer kurzen Nacht mit Zeitumstellung beginnt die evangelische Kirche um 6 Uhr mit ihrem Osterfeuer an der Promenade beim Pfarrhaus den Festsonntag. Anschließend folgt der Einzug mit dem Osterlicht in die dunkle Auferstehungskirche. Beim gemeinsamen Osterfrühstück können sich die Besucher anschließend stärken für den Ostergottesdienst um 10.30 Uhr, der vom Chorus Laetitia begleitet wird. Um 10.30 Uhr beginnt auch der Festgottesdienst im Münster, der von Chor und Orchester mitgestaltet wird. Sie zelebrieren unter anderem die „Mariazeller Messe“ von Joseph Haydn. Abwechselnde Solopartien und Chorpassagen versprechen ein eindrucksvolles Hörerlebnis. Der Sonntag geht im Münster mit einer feierlichen Ostervesper zu Ende, die um 18.30 Uhr beginnt. Zu hören sind unter anderem vierstimmige Psalmvertonungen aus dem 16. Jahrhundert mit dem Vokalensemble am Überlinger Münster.

Ähnlich wie die katholische Seelsorgeeinheit steht auch der evangelische Kirchenbezirk Überlingen-Stockach vor einschneidenden strukturellen Veränderungen. In der sogenannten Regio-Mitte mit den Gemeinden Uhldingen-Mühlhofen, Salem-Heiligenberg, Owingen und Überlingen bilden die Hauptamtlichen seit Anfang des Jahres eine „Dienstgruppe“, die künftig noch enger kooperieren werden. Dazu gehören Dekanin Regine Klusmann sowie die Pfarrer Kai Tilgner (Überlingen), Michael Schauber (Owingen), Matthias Schmidt (Salem) und Thomas Weber (Uhldingen-Mühlhofen). Als sichtbares Startsignal für die Gemeinden findet am Ostermontag um 10 Uhr in der Auferstehungskirche ein Familiengottesdienst statt. Er steht unter dem Titel „Vier gewinnt – gemeinsam sind wir stark“. Möglichkeiten der Begegnung gibt es anschließend bei einem kleinen Empfang im Pfarrhaus am See.