Es ist eine Hiobsbotschaft für Liebhaber der Französischen Käsekunst: Forscher aus unserem Nachbarland warnen vor dem Ende des Camemberts. Der beliebte Käse mit seiner weißen, flaumigen Kruste steht kurz vor dem Aussterben. Ein Käse, der ausstirbt? Was hat es denn damit auf sich?

Darum stirbt der Camembert aus

Nun, es ist durchaus kompliziert. Für den Camembert werde derzeit ein einziger Pilzstamm der Art Penicillium camemberti verwendet, heißt es im Magazin „Le Journal“ des französischen Forschungszentrums CNRS. Der Stamm werde nicht geschlechtlich vermehrt, sodass kein neues Erbgut hinzukomme. Mit der Zeit habe er so die Fähigkeit verloren, für die Reproduktion notwendige Sporen zu produzieren. In dem Beitrag heißt es weiter, für Produzenten sei es mittlerweile sehr schwierig geworden, den Pilzstamm in ausreichender Menge zu erstehen. Heißt im Klartext: Der Weichkäse könnte tatsächlich aussterben.

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Affineure und Fondue-Freunde müssen aber nicht in Schnappatmung verfallen. Eine kurzfristige Gefahr für den geschmeidigen Käse droht nicht. Die Biologin Tatiana Giraud von der Université Paris-Saclay sagte gegenüber der Zeitung „Le Parisien“: „In den nächsten fünf bis zehn Jahren wird die Camembert-Industrie nicht bedroht.“ Sie und andere Forscher wollten jedoch auf die Gefahren einer zu großen Vereinheitlichung von Arten aufmerksam machen.

Auch der Roquefort ist bedroht

Auf unserem Archivbild von 2009 veredelt ein Käsefachmann einen Roquefort. Auch das edle Produkt aus Frankreich ist vom Aussterben bedroht.
Auf unserem Archivbild von 2009 veredelt ein Käsefachmann einen Roquefort. Auch das edle Produkt aus Frankreich ist vom Aussterben bedroht. | Bild: Bob Edme/dpa

Der Camembert ist aber nicht der einzige Käse in Gefahr. Auch der Pilzstamm des Roquefort ist bedroht. Für den Labkäse wird der Stamm Penicillium roqueforti eingesetzt. Wie auch der Penicillium camemberti zählt er zu den Edelpilzen, beide sind für den menschlichen Organismus ungefährlich. Sie wirken sich auf das Aroma des Käses aus. Und beide sind steinalt. Roquefort (1070) und Camembert (1791) gehören zu den ältesten dokumentierten Schimmelkäsen. Die Zählung könnte bald enden.

Die Banane kämpft ums Überleben

Bananen gibt es bei uns noch reichlich. Doch auch das könnte sich in den kommenden Jahren und Jahrzehnten ändern.
Bananen gibt es bei uns noch reichlich. Doch auch das könnte sich in den kommenden Jahren und Jahrzehnten ändern. | Bild: Jens Büttner

Ein Pilz, dem vermutlich weniger Menschen nachtrauern würden, sorgt schon länger auf den Bananenplantagen der östlichen Halbkugel für dramatische Zerstörung. Und inzwischen ist Tropical Race 4 (TR4) in auch Amerika angekommen. Die kolumbianische Behörde für Vieh- und Landwirtschaft (ICA) bestätigte bereits 2019, dass der Pilz auf den Bananenplantagen der karibischen Küstenregion nachgewiesen werden konnte.

Die Mitteilung ging mit einer Erklärung des nationalen Notstands einher. TR4 löst die sogenannte Panamakrankheit aus. Ihre Auswirkungen sind verheerend: Ersten welken die Blätter, dann stirbt die ganze Plantage. Eine wirksames Bekämpfungsmittel? Fehlanzeige.

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In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zerstörte bereits eine frühere Variante den gesamten globalen Vorrat an Gros-Michel-Bananen – damals die einzige Sorte, die nach Europa und in die USA exportiert wurde. Im Gegensatz zu früheren Epidemien der Panamakrankheit gibt es bei der aktuellen keinen Ersatz für die Cavendish-Banane, um die Industrie zu retten. Forschende gehen davon aus, dass bis 2040 Bananen-Plantagen mit einer Gesamtfläche so groß wie Thüringen betroffen sind.

Längst vergessene Apfelsorten

Dieser Apfel der Sorte Gala ist nicht selten in Deutschland. Andere wie Kesseltaler oder Zwiebelborsdorfer sind längst vom Mart ...
Dieser Apfel der Sorte Gala ist nicht selten in Deutschland. Andere wie Kesseltaler oder Zwiebelborsdorfer sind längst vom Mart verschwunden. | Bild: Patrick Pleul/dpa

Zwiebelborsdorfer, Roter Herbstkalvill oder Kesseltaler Streifling – schon mal gehört? Diese alten Apfelsorten sagen vermutlich nur Kennern noch etwas. Obstkundler des Deutschen Pomologenvereins gehen davon aus, dass es im 19. und 20. Jahrhundert noch mindestens 2000 bis 3000 Apfelsorten hierzulande gab. 5000 sogar, wenn man dem Erhalternetzwerk Obstsortenvielfalt Glauben schenkt. Die Hälfte könnte verschwunden sein – und die meisten der noch vorhandenen sind der Mehrheit der Menschen heute unbekannt. Beim Blick in den Supermarkt, finden wir vielleicht noch rund zehn bis 15 Sorten – die sogar nur auf 3 Sorten basieren.

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Dabei wäre es durchaus lohnenswert, die alten Sorten in die Regale zu legen. Allergiker vertragen sie zum Beispiel der Regel besser, denn sie enthalten mehr Polyphenol, die im Körper Allergene binden. Aus den modernen Äpfeln wurde es herausgezüchtet, um die Braunfärbung beim Anschnitt zu verhindern.

75 von 124 Kaffeesorten sind gefährdet

Mindestens Morgenmuffel und Barista müssen jetzt stark sein: Auch für Kaffee gelten seit einigen Jahren eher düstere Zukunftsprognosen. Britische Forscher der Kew Royal Botanic Gardens und Wissenschaftler aus Äthiopien sagten bereits 2019 voraus, dass 75 von 124 Kaffeesorten vom Aussterben bedroht sind.

Der Grund dafür liegt in der schwierigen Situation des Wildkaffees. Er wird vor allem dazu benötigt, die Hauptkaffeesorten Arabica und Robusta widerstandsfähiger gegen Krankheiten, Schädlinge und auch den Klimawandel zu machen. Wildkaffee wird aber auch bei der Entwicklung neuer Sorten gebraucht. Aber die Pflanzen sind heute stark vom Aussterben bedroht. Die Hauptursachen sind der Klimawandel, Abholzung und Dürren.